Schlacht bei Worringen

Vortrag von Friedhelm Fornol / Juni 2013

 

Vor 725 Jahren fand auf der Fühlinger Heide die Schlacht bei Worringen statt. Wir befinden uns mit diesem Thema in guter Gesellschaft: Nicht nur wir hier in Zons, sondern auch in Köln, Düsseldorf und Worringen beschäftigt man sich zur Zeit verstärkt mit dieser Schlacht: Man konnte z. B. in mehreren Zeitungsartikeln darüber lesen. Ich möchte heute die Hintergründe der Schlacht, ihren Verlauf und ihre Folgen erläutern.

 

Viele von Ihnen sind geschichtlich interessiert und auch über diese Zeit gut informiert. 

Vielleicht kann ich Sie dennoch mit dem ein oder anderen Aspekt überraschen oder es ergeben sich sogar neue zusätzliche Erkenntnisse.

Wir alle wissen zum Beispiel, dass der Rheinzoll von Neuss nach Zons verlegt wurde. Düsseldorf wird im Jahr der Schlacht zur Stadt erhoben, Köln offiziell 1475 Reichsstadt, und Bonn wird um 1500 Residenzstadt des Erzbischofs von Köln.

In gewisser Weise hängen diese Ereignisse und andere Entwicklungen mit dem Ausgang der Schlacht zusammen.

Siegfried von Westerburg wurde 1275 mit ca.17 Jahren Erzbischof von Köln. Sein Geburtsjahr ist unklar. Es wird in der Literatur mit „vor 1260“ angegeben und er war zuvor schon Domprobst von Mainz. Man muss sich vergegenwärtigen, welche Aufgaben und welche Verantwortung damals Adligen schon sehr jung übertragen wurden. Siegfried von Westerburg war neben seiner kirchlichen Position als Erzbischof weltlicher Herrscher im Erzstift Köln, das ein Drittel des Erzbistums umfasste und Inhaber zweier Herzogswürden: der rheinischen und der westfälischen.

Auch wenn in diesem Vortrag und meist auch in der Literatur die weltlichen Aspekte seiner Herrschaft in Vordergrund stehen, möchte ich hier darauf hinweisen, dass er seine kirchliche Aufgabe wahr und ernst genommen hat. Zum Beispiel hat er mehrfach die Liturgie seiner Zeit beeinflusst.

 

Siegfried von Westerburg verfolgte während seiner Amtszeit zwei Ziele: Er bemühte sich zum einen seine territoriale Herrschaft zu festigen. Dies geschah durch die Vermehrung von Besitz, Rechten, Befestigungen und Gefolgsleuten. Solche Rechte waren zum Beispiel Zölle, Abgaben in Geld und Naturalien, Gerichtsbarkeit, Münzrecht und das Recht, Befestigungsanlagen zu errichten. Diese Rechte bedeuteten neben Macht und Einfluss auch hohe Einnahmen. Die Einnahme des Erzbischofs von Köln im 13. Jahrhundert lag bei 50.000 Mark Silber pro Jahr, hingegen die der Bischöfe von Mainz und Trier bei 7.000 bzw. 3.000 Mark. Besitz und Rechte wurden in dieser Zeit mit dem Amt verliehen, aber auch durch Kauf, Erbe, Heirat oder kriegerische Auseinander-setzungen mit sich daran anschließenden vertraglichen Vereinbarungen erworben. Sein zweites Ziel war, in der Anfangszeit als Erzbischof einen Ausgleich mit der Stadt Köln zu suchen, indem er ihren Bürgern Freiheiten zusicherte und sich im Gegenzug seine kirchlichen Rechte bestätigen ließ. Wie notwendig dies war zeigt, dass er in Lyon zum Erzbischof geweiht wurde, da die Stadt Köln sich nach Konflikten mit seinen Vorgängern im Kirchenbann befand. Konflikte gab es schon zur Zeit von Erzbischof Anno II (1056-1075).

Im Buch „Geschichte des Mittelalters, Band V“ findet man diese sehr schöne Karte, die die Herrschafts-verhältnisse im Jahr 1378 zeigt – also zu der Zeit des für Zons so bedeutenden Erzbischof Friederich von Saarwerden –, der nebenbei erwähnt, mit 19 Jahren sein Amt übernahm. Herzogtümer, Grafschaf-ten, Bistümer und das Erzstift sind in einem Umkreis von circa 400 km im Quadrat plakativ dargestellt.

 

Die Schlacht bei Worringen hat sich schon ausgewirkt. Aber auch die Verhältnisse vor der Schlacht sind weitgehend ablesbar, und die komplizierten Verhältnisse im Mittelalter werden deutlich. In den ersten Jahren seiner Amtszeit bis 1282 festigte der Erzbischof Siegfried von Westerburg geschickt und erfolgreich seine territoriale Herrschaft und verklammerte nördlich und südlich seine rheinischen und westfälischen Herzogtümer miteinander. Natürliche Widersacher waren dabei – wie auf der Karte deutlich wird – seine Nachbarn die Grafen von Berg, von der Mark und von Jülich. Insbesondere in einem Konflikt mit Jülich behielt er die Oberhand. Parallel zur dieser Stärkung bemühte er sich nach der gelungenen anfänglichen Entspannung des Verhältnisses zur Stadt Köln um eine wieder stärkere Machtposition gegenüber ihren Bürgern. Er kaufte die Kölner Burggrafenschaft und damit verbunden die hohe Gerichtsbarkeit sowie Kirchenbesitz im Kölner Norden und verlieh Brühl Stadtrechte. Ein Jahr nach Amtsantritt errichtete er eine Burg in Worringen, durch die der Land- und Wasserweg kontrollierte wurde. Viele der in diesem Vortrag beschriebenen Ereignisse sind durch Urkunden belegt. Beispielhaft möchte ich zum Hintergrund der Worringer Burg eine Urkunde zitieren:

„Um den Kölner Bürgern den Verdacht zu nehmen, seine (gemeint ist hier der Erzbischof) zur Zeit im Bau befindliche Befestigungsanlage bei Worringen sei gegen sie (gemeint sind hier die Bürger von Köln) gerichtet, gestattet ihnen Erzbischof Siegfried von Westerburg, sobald er mit ihrer Hilfe die dort durch den Grafen von Jülich widerrechtlich errichtete Burg in seine Hand gebracht habe, dass sie diese wie jene wieder zerstören können.“ [Lateinische Urkunde vom 29. Nov.1276]

Auf diese Zusage kommen wir später noch einmal zurück.

Erzbischof Siegfried von Westerburg sah seine Machtposition am Niederrhein und in Westfalen bedroht, als ein Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg, westlich von Aachen, sich gegen seine Interessen entwickelte.

Der Herzog von Limburg, Walram IV, starb 1280 ohne männlichen Nachfolger. König Rudolf I (1273-91, dt.-röm. König, nach dem Interregnum; Graf Rudolf IV von Habsburg) hatte seiner Tochter Irmgard und ihrem Ehemann, Graf Reinald von Geldern, zwei Jahre nach dessen Tod 1282 den lebenslangen Besitz des Herzogtums mit seinen wichtigen Handelswegen zugesagt. 

Irmgard starb ein Jahr später 1283. Graf Adolf von Berg, der Sohn von Walrams  Bruder, also der Neffe des Erblassers, sah sich erbberechtigt in männlicher Linie, und der Widersacher des Erzbischofs machte seine Ansprüche geltend. 

 

Der Erzbischof sah sich nun gezwungen in diesem Streit Partei zu ergreifen. Graf Adolf von Berg war sich darüber im Klaren, dass er seine Ansprüche gegen den Konkurrenten aus Geldern, gegen den königlichen und den erzbischöflichen Widerstand nicht durchsetzen konnte und verkaufte seinen Anspruch für 32.000 Gulden an den Herzog Johann von Brabant, der überhaupt nicht erbberechtigt war.

Seit dem Ausbruch des Streites wurde dieser mit unterschiedlichen Allianzen und in unterschiedlicher Intensität in Etappen über mehrere Jahre geführt. Am meisten betroffen war natürlich die Region Limburg.

Selbst König Rudolf bemühte sich um die Schlichtung, hatte jedoch damit wenig Erfolg. Die Parteien hielten nur kurzzeitig einen vereinbarten Waffenstillstand. Im November 1287 eskalierte der Konflikt. 

Der Herzog Johann von Brabant zog mit seinen Bundesgenossen Richtung Bonn und verwüstete die Gärten der dortigen Residenz des Erzbischofs.

In Köln wurde parallel zu dieser Entwicklung die anti-erzbischöfliche Partei stärker und gewann nicht zuletzt wegen der Worringer Burg die Überhand. 

Der in Worringen wohl auch wegen der Kriegskosten neu erhobene Zoll belastete den Handel. Die Jülicher Burg war am 30. April 1287 nach erfolgreichem Abschluss der Auseinandersetzungen mit Jülich durch das Domkapitel erworben worden. Der Erzbischof Siegfried von Westerburg hielt sein Versprechen gegenüber den Kölner Bürgern gemäß zitierter Urkunde jedoch nicht, seine Burg zu schleifen. Er versprach aber am 12. Juli 1287, diese Zollstätte nach Ende des Erbfolgestreits aufzuheben; die Kölner Bürger leisteten im Gegenzug einen Eid, sich nicht gegen Ihn zu verbünden. 

Dennoch vereinigte sich die Stadt Köln mit dem Herzog von Brabant und gemeinsam belagerten sie ab dem 29. Mai 1288 die Worringer Burg. Ein Teil der Kölner Bürger vertraute dem Erzbischof nicht mehr nach dessen verschiedenen Versuchen der stärkeren Einflussnahme auf die Stadt und wegen seines Verhaltens in Bezug auf die Worringer Burg. 

Wichtig zu wissen ist noch, dass kurz zuvor am 23. Mai 1288 Reinald von Geldern – wohl einem Rat des Kölner Erzbischofs folgend – sein Recht auf Limburg für 40.000 Brabantische Denare an den Grafen von Luxemburg verkauft hatte, der auch nachrangig erbberechtigt war, und so seine und die erzbischöfliche Allianz noch stärker wurde. Wenn man die Verhältnisse im Mittelalter sieht, spricht doch trotz aller Probleme einiges für den Euro. Ich kann jetzt hier den Unterschied von Denaren, Gulden und Silbermark nicht bewerten.

Schon am 5. Juni 1288 kommt es zwischen Fühlingen und Worringen zur Schlacht. Alle beteiligten Parteien und Regionen waren nach mehrjährigem Streit an der Grenze ihrer Belastbarkeit angelangt; eine Entscheidungsschlacht wurde unausweichlich. 

Historiker gehen davon aus, dass ein Ritter mit seinem Knappen mindestens 5-6 Pferde benötigte: Neben dem Reitpferd ein besonders trainiertes Schlachtross, dasselbe für seinen Knappen, dazu noch Packpferde. Daraus kann man sich die Belastung der am Konflikt beteiligten Regionen durch die Versorgung von Kämpfern und Tieren durch sich sammelnde und umherziehende Konfliktparteien sowie die finanziellen Belastung für deren Ausrüstung und deren Vereinbarungen vorstellen (die finanziellen Absprachen mussten letztendlich vom Volk erwirtschaftet werden, wie auch heute) und man wird erinnert an die ursprünglichen Bedeutung des Begriffes „ein Land verheeren“, wenn vielleicht auch für die Zeit des 30jährigen Kriegs (also von 1618-48) diese Redewendung noch zutreffender ist.

Die Worringer Burg gewinnt im Konflikt des Erzbischofs mit Jülich, im Konflikt mit den Kölner Bürgern und letztlich auch im Erbfolgestreit zentrale Bedeutung. Daher entwickelt sich aus der Belagerung heraus Worringen zum Ort der Schlacht. Bemerkenswert ist in der Gesamtbetrachtung vor allem die Bedeutung des Erzbischofs, sein starkes Interesse in dem Erbfolgestreit und der hohe Grad seiner Partei- und Einflussnahme.

Die Karte zeigt die herrschaftlichen Verhältnisse im Mittelalter im Jahr 1288 in Nordrhein-Westfalen, in Rheinland-Pfalz, in Holland, Belgien und Luxemburg, den Regionen, die in den Konflikt involviert sind.Viele Abhängigkeiten, Nachbar-schaftskonflikte, Interessenlagen und Begehrlichkeiten werden durch die Darstellung in der Zusammenstellung der Parteien des Erbfolgestreits und in der Schlachtaufstellung deutlich. Die Situation vor der Schlacht ist hier nicht ganz so plakativ, aber hoffentlich gut erkennbar. Gelb eingefärbt ist das Herzogtum Limburg, um das gestritten wird, in Rottönen die Allianz des Kölner Erzbischofs und in Blautönen die Herrschaftsgebiete der gegnerischen Partei. Grau sind zur Neutralität verpflichtete Herrschaftsbereiche dargestellt.

 

Auf der Seite des Grafen Reinald von Geldern und des Erzbischofs von Köln stehen neben seinen Verwandten – Ritter diverser Burgen – , der Bischof von Lüttich, Graf Adolf von Nassau, der Herzog von Luxemburg und das Kölner Gefolge des Erzbischofs.

 

Der Herzog von Brabant, die Grafen Adolf von Berg, von der Mark und von Jülich haben neben dem Graf von Loon und verschieden anderen Landesherrn die Stadt Köln auf ihrer Seite.

 

Die Schlacht wird von einigen Autoren – wie in dieser Darstellung – westlich der B 9 angesiedelt, von anderen östlich.

 

Wahrscheinlich fand der Hauptteil der Schlacht östlich der B 9 statt und nur jeweils ein Flügel beider Heere kämpfte teilweise auf der Westseite.

 

Das Lager bei Brauweiler (H, III) ist nicht im realistischen räumlichen Abstand angeordnet.

 

Die Zahl der an der Schlacht Beteiligten wird nach Auswertung verschiedener Quellen mit mindestens 9.000 wahrscheinlich sogar 15.000 Personen angegeben. Sie gehört damit zu den wirklich großen mittelalterlichen Schlachten.

 

Nach einer Messe in Brauweiler erreicht das Heer des Erzbischofs am Vormittag das circa 12 Kilometer entfernte Schlachtfeld bei Worringen.

 

 

Die Heere stehen sich – wie hier dargestellt – in jeweils drei Abteilungen gegenüber.

 

Siegfried von Westerburg trifft auf seinen Erzfeind Graf Adolf von Berg. Auf diesem Flügel treffen die Kölner Bürger auf die Kölner im Gefolge des Erzbischofs. An Rittern ist die Allianz des Erzbischofs ihren Gegnern überlegen.

 

Gleich zu Beginn der Schlacht gelingt es dem Erzbischof, die Grafen von der Mark und Adolf von Berg, dessen bergisches Fußvolk und die Kölner Miliz zu überreiten und in die Flucht zu schlagen. Der Hauptkampf tobte in der Mitte zwischen den Brabantern und den Luxemburgern und wogte mit großen Verlusten beiderseits lange hin und her. Der Erzbischof wendet seine Kräfte in der Folge stärker gegen die Mitte des Kampfgeschehens. Ursächlich für den frühen ungestümen ersten Angriff ist sicherlich seine Verärgerung über die gebrochene Zusage der Kölner, sich nicht gegen Ihn zu verbünden.

 

 

Am Nachmittag greifen die Grafen von Berg und von der Mark, die sich wieder gesammelt und durch frische kölnische Truppen verstärkt hatten, mit dem bergischen Fußvolk den Erzbischof erneut auf der rechten Flanke an.

 

Die Kampfweise der bergischen Bauern und der Kölner Miliz wird mit „wild dreinschlagend“ beschrieben, wohl auch deshalb, weil sie ohne große Kenntnis der Wappen Freund und Feind kaum unterscheiden konnten.

 

Der Erzbischof gerät in Verlauf des Kampfes in eine aussichtslose Umklammerung und ergibt sich dem Herzog von Brabant, der ihn jedoch Adolf von Berg überlässt. Als der kurfürstliche Fahnenwagen erobert wird, bricht der Widerstand des gesamten Flügels zusammen.

 

Die meisten Verbündeten des Erzbischofs ergeben sich, nicht zuletzt auch deshalb, weil Heinrich und Walram von Luxemburg in den Kämpfen des mittleren Abschnitts fallen. Die Schlacht endet am frühen Abend.

 

Die Wirkung von Pfeilen, Schwertern, Lanzen und Streitäxten können wir uns zumindest teilweise vorstellen. Neben den hier aufgeführten Waffen kamen beim Fußvolk auch Werkzeuge zum Einsatz sowie Morgensterne, aus Radnaben gefertigt und gespickt mit groben Metallspitzen.

 

Eine Vielzahl der an der Schlacht Beteiligten, besonders des Fußvolks, wurde durch die Hufe der Pferde getötet oder schwer verletzt. Bei einer geschätzten Zahl von mindestens 9.000  Personen gehen Historiker von circa 1.800 Kämpfern – also 20 Prozent – aus, die den Tod direkt auf dem Schlachtfeld fanden oder die ihren Verletzungen in unmittelbarer Folge erlagen.

 

Das sind bei den medizinischen Gegebenheiten im Mittelalter wahrscheinlich sehr vorsichtige Einschätzungen, gerade im Hinblick auf die Folgeschäden durch Fehlbehandlungen und Infektionen. Eine mittelalterliche Schlacht war in erster Linie eine Reiterschlacht und unter anderem auf Gefangene ausgerichtet, die gegen Lösegeld und Zugeständnisse frei kamen. Den Ausgang der Schlacht gerade auf dem Flügel des Erzbischofs haben wohl die bergischen Bauern und die Kölner Bürger mit ihrer Miliz wesentlich beeinflusst, durch den erfolgreichen, späten Flankenangriff und ihr engagiertes Kampfverhalten.

 

Erzbischof Siegfried von Westerburg wird über ein Jahr auf Schloss Burg gefangen gehalten und kommt erst gegen Geldzahlungen (12.000 Mark in Silber) und umfangreiche Zugeständnisse gegenüber den verschiedenen siegreichen Parteien frei.

 

Die Burgen bei Worringen und Zons werden geschliffen. Konkret heißt das: Sie werden als Steinbruch genutzt, speziell von den Bürgern der Stadt Köln. Die Sieger erobern in der Folge auch Burgen und Städte in Westfalen.

 

Köln wird faktisch frei vom herrschaftlichen Einfluss des Erzbischofs, obwohl es offiziell erst 1475 zur freien Reichsstadt erhoben wird. Der Erzbischof residierte von nun an auf seinen Burgen in Lechenich, Brühl oder Bonn. Um 1500 wird Bonn die Residenzstadt der Erzbischöfe von Köln. Siegfried von Westerburg krönt 1292 seinen Schwager Adolf von Nassau – einen der Verlierer der Schlacht – in Aachen zum König, und dieser belehnt noch im gleichen Jahr seinen Gegner, den Herzog vom Brabant, mit dem Herzogtum Limburg. So war das Mittelalter!

 

Kommen wir zum Anfang des Vortrages und zu den noch offenen Fragen zurück:

 

Graf Adolf V von Berg belohnte seine tapferen bergischen Bauern und verleiht am 14. Aug.1288

 

dem Dorf an der Düssel Stadtrechte. Wahrscheinlich vor seinem 60sten Lebensjahr stirbt er im Sept.1296 in der Haft des Kölner Erzbischofs, der Ihn in einen Hinterhalt gelockt und gefangen genommen hatte. Sieben Monate später, wahrscheinlich noch vor seinem 40sten Lebensjahr, stirbt im April 1297 Erzbischof Siegfried von Westerburg und wird in der Bonner Münsterkirche beigesetzt.

 

Friederich von Saarwerden verlegt 84 Jahre nach der Schlacht im Jahre 1372 den Rheinzoll von Neuss nach Zons. Auch Neuss entwickelte sich in dieser Zeit und wurde ständig selbstbewusster.

 

Dieses Selbstbewusstsein, aber auch zusätzliche Probleme wie Rheinverlagerungen und Versandungen führten zu unregelmäßigen Zolleinnahmen oder aber Zollabgaben. Der Erzbischof hat nicht nur das Recht, Rheinzoll in Neuss und übrigens auch in Bonn zu erheben, sondern auch das Recht diesen zu verlegen. Neuss ließ das juristisch klären. Die Wahl fällt auf Zons.

 

Ein anderer Standort mit Kontrolle über die heutige B 9 und den Rhein erscheint günstiger, kommt jedoch nach dem Ausgang der Schlacht und den sich daran anschließenden Vereinbarungen mit der Stadt Köln und den Grafen von Berg nicht in Frage.

 

Mit der Errichtung der neuen Zonser Burg und der Befestigung der gesamten Stadt zur Sicherung des Rheinzolls verfolgte Friederich von Saarwerden wahrscheinlich auch politische und strategische Absichten. Sein Ziel war wohl auch, zumindest einen kleinen Teil der alten Stärke wieder zu erlangen.

 

Wie Historiker die Wirkung der Schlacht bei Worringen sehen, zeigt folgendes Zitat der Worringer Festschrift zur 700-Jahr-Feier:

 

„Als es nach der Französichen Revolution 1781 im Jahre1830 zu Aufständen in den Niederlanden kam, denen die Unabhängigkeit folgte, gedachte man auch der Schlacht bei Worringen.“

 

Einige Historiker sehen also im Ausgang der Schlacht bei Worringen neben vielen anderen Wirkungen eine wesentliche Voraussetzung für die Eigenständigkeit von Belgien und den Niederlanden und erkennen einen Einfluss der Schlacht auf die Grenzen der Beneluxländer.

 

Sehr vorsichtig sollte man bei der Gesamtbewertung der Schlachtfolgen sein.

 

Wer kurz-, mittel- und langfristig vom Ausgang profitiert hat, ist nicht einfach zu bewerten. Das

 

trifft auch für die Stadt Köln zu. Statt dem Gegeneinander von Bürgern und Erzstift hätte ein fruchtbares Miteinander auf lange Sicht besonders wirtschafts- und machtpolitisch zum beiderseitigen Vorteil werden können.

 

Sicherlich bleiben in diesem Vortrag viele Details und Zusammenhänge unerwähnt. Nur wenige Aspekte der komplizierten Verhältnisse im Mittelalter konnten in der Kürze der Zeit dargestellt werden.
Vielleicht habe ich aber Ihr Interesse an der Schlacht, der Wirkung auf die Geschichte von Zons oder der ganzen Region geweckt und Sie vertiefen das Thema durch die vorhandene Literatur.

 

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!