Hochwasser 1784

von Irma Hahn und Karl-Heinz Stumps

 

Wer bei einem Spaziergang durch das alte Zons am Haus Nr. 20 in der Rheinstrasse stehen bleibt und sich die Hochwassermarken anschaut, entdeckt in ca. 3,5 m Höhe eine Markierung mit der Zahl 1784. Wie dieser bisher höchste Wasserstand zustande kam, (13,55 m ! Kölner Pegel),soll hier einmal kurz erläutert werden. Zu bemerken ist, dass dieses Hochwasser nicht nur am Rhein, sondern an den gesamten deutschen großen Flüssen war. (In meinem Heimatort Alf a. d. Mosel befindet sich ebenfalls eine Hochwassermarke 1784, die Marke hängt ca. 8 m über dem heutigen Straßenniveau.) Eine Großwetterlage war im Sommer 1783 über Mitteleuropa dominant. Der Winter war äußerst schneereich und sehr streng. Durch starke Sonneneinstrahlung im Februar begann der Schnee zu schmelzen. Dies war für das folgende Hochwasser von erheblicher Bedeutung. Die Kälte dieses Winters trat bereits im Dezember ein, notiert Joan Peter Delhoven am 17. Dezember. Nach einem kurzen Temperaturanstieg zu Weihnachten sank die Temperatur zu Sylvester stark ab. Durch die extreme Kälte froren die Flüsse rasch zu. Wenige Tage später war das Eis so dick, dass selbst Fuhrwerke zum anderen Ufer fahren konnten. Kurz darauf wurden die Leute bange, weil das Eis in ungemeiner Dicke zusammengeschoben wurde (18. Januar). Ein plötzlicher Warmlufteinbruch, um den 23. Februar, brachte die Schneemassen dann zum Schmelzen. Der Rhein begann mächtig anzuschwellen. Ganz Rheinfeld (bei Dormagen) ist überschwemmt, schreibt der Chronist. Das Eis steht im Strom mauerfest. Das Wasser wächst alle 2 Stunden 1 Fuß. Dämme brachen bei Worringen, sogar Hackenbroich stand unter Wasser (26./27. Februar). Der Rhein war bei Zons ausgebrochen und bis Delrath über die Heide ausgetreten. Gegen 3 Uhr hatte das Wasser seinen Höchststand erreicht. Im März gab es noch mal Frost, doch das Wasser ging nur langsam zurück. Die außergewöhnliche Höhe der Flutwelle war das Resultat von starken Regenfällen im Zusammenwirken mit der dicken Eisschicht (Eisstau) und der schnellen Schneeschmelze. Durch die rasche und starke Erwärmung brach das Eis um den 27./28. Februar. Das Maximum der Flutwelle lag zwischen dem 28. Februar und dem 1. März 1784. Das Wasser verlief sich und es trat erneut starke Kälte ein.

Quellen: Die rheinische Dorfchronik des Joan Peter Delhoven aus Dormagen 1783-1823