Das Franziskanerkloster

Auf Anregung des Priesterkanonikers Berg von Eyschen beschloss das Provinzialkapitel der Franziskanerrekollekten der Kölner Provinz am 3. Juni 1646, in Zons eine Niederlassung zu gründen. Eyschen, der später auch das Franziskanerkloster in Boppard unterstützte, hatte sich bereit erklärt, die dafür notwendigen Bauten zu stiften. Nachdem Kurfürst, Domkapitel, Amtsherr und Magistrat von Zons ihre Zustimmung gegeben hatten, nahm der Stadtschreiber Heinrich Westhoven die ersten Bürger in sein Haus auf. Schon am 19. November bezogen sie ein gemietetes Haus und begannen zu Weihnachten mit der Katechisation. 8 Jahre später, 1654, erfolgte die Grundsteinlegung zum Bau des Hauses auf einem von dem Domkapitular Eyschen gekauften Grundstück, das an die Vorburg des Schlosses angrenzte. Wiederrum 4 Jahre später konnten die damals 10 Brüder das neue Haus beziehen. Der Bau der 1661 begonnenen Kirche war 1666 bereits vollendet, so dass sie durch den Kölner Weihbischof Adrian von Wahlenberg geweiht werden konnte, der sich wegen der in Köln herrschenden Pest gerade in Zons aufhielt. Mit der Festlegung eines Terminierbezirkes, d. h. eines Gebietes, in dem die Brüder Almosen sammeln durften, im Jahre 1647, wurde der Wirkungsbereich dieses neuen Klosters festgelegt. Er lag ganz auf rechtsrheinischem Gebiet und erstreckte sich zwischen Rheindorf und Benrath bis Hilden und Leichlingen. 1657 trat das Kloster in Brühl seinem Schwesterkloster in Zons auch einige linksrheinische Orte ab. In dieser Abgrenzung des Arbeitsgebietes wird auch eine der Zielsetzungen dieser Neugründung sichtbar. Die Brüder sollten von ihrem linksrheinisch gelegenem Stützpunkt aus seelsorgerisch in das Bergische Land wirken, um dort dem Vordringen des Protestantismus zu begegnen. Ihre Hauptaufgabe lag in der Katechese und der Bekehrung Andersgläubiger. Sie weigerten sich daher auch, den von der Stadt Zons erbetenen Schulunterricht zu erteilen. An einigen Orten versahen sie auch regelmäßige Pfarrdienste. Von der Bevölkerung der Stadt waren die Brüder zunächst nur unwillig aufgenommen worden. Die Mehrheit des Magistrats sprach sich gegen die Niederlassung aus. Dies mag nicht zuletzt seinen Grund darin haben, dass die Stadt eine Minderung ihrer Einkünfte befürchtete, wenn durch den Bau des Klosters eine Anzahl von Hausplätzen von der Steuerzahlung ausgenommen wurde. Für die Brüder setzten sich besonders der Gerichtsschreiber Heinrich Westhoven und der aus Coesfeld wegen seines Glaubens vertriebene Petrus Becker ein. Ihnen gelang es, den wiederstrebenden Magistrat umzustimmen und die Zustimmung zu der Niederlassung zu erhalten. In späterer Zeit gewannen die Brüder unter der Bevölkerung der Stadt, insbesondere unter den Zöllnern, großen Einfluss. Dies führte zu vielen Zwischenfällen zwischen den Brüdern und den Pfarrern, die sich in ihren pfarrherrlichen Rechten beeinträchtigt fühlten. Bereits 1666 musste eine feste Ordnung für die Abfolge der Messen in der Pfarr- und Klosterkirche durch den Generalvikar erlassen werden. Danach sollte die Messe in der Pfarrkirche um 7 Uhr gehalten werden, die in der Klosterkirche um 9 Uhr, obwohl der Pfarrer den Brüdern zunächst überhaupt nicht gestatten wollte, öffentlich Messe zu lesen. 1669 wurde die Messe in der Klosterkirche wochentags auf 5 Uhr, Sonntags auf 6 Uhr festgelegt. Seit 1855 sind Franziskanerinnen in Zons nachzuweisen, die Mädchen und junge Frauen in Hausarbeit und Religion unterwiesen. Im Jahre 1860 errichteten sie die neuromanische Dreifaltigkeitskapelle neben dem Rheinturm Die Franziskanerinnen selbst wohnten im benachbarten Zollhaus. Ihnen folgten von 1896 bis 1960 Vinzentinerinnen, die sich der Kindererziehung und der Krankenpflege widmeten. Einige von ihnen können sich noch an die Schwestern mit den Flügelhauben erinnern. Zur Errichtung der Kapelle musste das äußere Rheintor leider niedergelegt werden. Die Kapelle diente nach dem Abbruch der alten Pfarrkirche im Jahre 1876 zum Gottesdienst bis dann 1878 die heutige Pfarrkirche, die dem St. Martinus geweiht ist, fertiggestellt war.

 

Quelle: Geschichte der Stadt und des Amtes Zons von Aenne Hansmann